Zünftige Mahlzeiten bis zur Völlerei und das Anstoßen bei Bier und Wein in großen Mengen – nicht wenige von uns haben dieses Bild vor Augen, wenn es um das Essen und Trinken im Mittelalter geht. Wir möchten in diesem Blogbeitrag auf die Epoche, die immerhin vom 6. bis zum 15. Jahrhundert andauerte, zurückblicken und uns dem Thema Nahrung im Mittelalter widmen.

mittelalterliche Mahlzeit

Lebensmittel im 21. Jahrhundert sind meist in Hülle und Fülle vorhanden. Die Supermärkte bieten alles, was das Herz begehrt. Avocados, Mangos oder Erdbeeren sind zu jeder Jahreszeit verfügbar – und das meist zu erschwinglichen Preisen. Zumindest im Vergleich zum Mittelalter. Denn: Heute geben Haushalte etwa 25 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus. Im Mittelalter waren es rund 75 Prozent. Sprich: Lebensmittel waren im Verhältnis wesentlich teurer als heute. Und das selbstverständlich bei einer deutlich kleineren Auswahl als wir sie aus unseren Supermarktregalen kennen…

Die Nahrungsmittel im Mittelalter

Saisonale und regionale Lebensmittel sind heutzutage – glücklicherweise – zwar auf dem Vormarsch, doch grundsätzlich sind wir es gewohnt, zu jeder Jahreszeit quasi jedes Produkt kaufen zu können. Im Mittelalter war das anders. Die wichtigsten Nahrungsmittel waren heimische, saisonale Produkte – etwa Getreidearten wie Gerste, Dinkel, Rapshirse, Roggen, Weizen und Hafer, die angebaut wurden, um Brot oder Getreidebrei herzustellen. Als Beilage dazu diente beispielsweise Gemüse wie Rüben, Kohl, Gurken, Erbsen, Fenchel und Linsen. Auch Milch und Käse, gewonnen von Ziegen und Schafen, oder heimische Früchte wie Äpfel, Kirschen, Pflaumen und Birnen gehörten zum Speiseplan. Doch trotz aller Regionalität gab es auch damals schon Lebensmittelimporte: Reis, Feigen, Datteln, Pomeranzen oder Limonen kamen aus anderen Ländern. Allerdings in so kleinen Mengen, dass sie meist nur für bestimmte Teile der Bevölkerung, etwa den Adel, verfügbar waren.
Und Kartoffeln? Die muss es doch gegeben haben als das typisch regionale Produkt… Falsch gedacht! Denn Kartoffeln stammen, anders als viele vielleicht denken, aus Südamerika und verbreiteten sich erst ab dem 16. Jahrhundert in Europa. Auch Tomaten, die Christoph Kolumbus 1498 während seiner zweiten Amerika-Reise entdeckte, fanden ihren Weg nach Europa erst nach dem Mittelalter.

Bitterpflanzen, Bitterstoffe, Naturheilkunde

Und der Fleischkonsum?

In den heutigen Zeiten der immer bewusster und umweltgerechter werdenden Ernährung verzichten mehr und mehr Menschen auf Fleisch. Jeder Deutsche verzehrt so jährlich durchschnittlich rund 59 Kilogramm. Im Mittelalter ergab sich ein anderes Bild: Fleisch war ein wichtiger Bestandteil der Ernährung. Für das Spätmittelalter wurde ein jährlicher Pro-Kopf-Verzehr von 100 Kilogramm errechnet. Dabei waren Hühner und Schweine die Hauptfleischlieferanten für die Bauern. Geschlachtet wurde im Herbst, damit das Fleisch aber auch bis in den Sommer des darauffolgenden Jahres haltbar war, wurde es getrocknet, geräuchert oder eingesalzen. Doch Fleisch war nicht gleich Fleisch. Zubereitung und Art des Fleisches hingen ganz wesentlich vom gesellschaftlichen Status ab: Während Bauern gelegentlich Suppenfleisch, Innereien und Teile – Leber, Niere, Lunge, Zunge, Ohren, Maul oder Schwanz – ihres Hausviehs gegessen haben, verzehrte der Adel hingegen regelmäßig hochwertiger zubereitetes Fleisch beispielsweise in Form von Braten.

Typische Gerichte im Mittelalter – Adel vs. Bauern

Und auch grundsätzlich unterschieden sich die Speisen von wohlhabenderen Bürgern und die klassischen Mahlzeiten von Bauern. Eine übliche Herrenspeise – wie man das Essen der Wohlhabenden und Adeligen nannte – bestand aus importierten Früchten wie Feigen oder Datteln, die mit Mandelmilch gegessen wurden. Als Beilage dazu gab es Weißbrot aus hochwertigem Weizenmehl. Das klassische Essen der Bauern – auch Bauernspeise genannt – setzte sich aus Getreidebrei und Wurzelgemüse wie Sellerie, Lauch, Karotte oder Mönchspfeffer zusammen. Mit heimischen Kräutern und Gewürzen wurde die Mahlzeit verfeinert.

Bitterpflanzen, Bitterstoffe, Naturheilkunde

Das Mittelalter wird wieder modern

Regionalität und Saisonalität spielten im Mittelalter also eine entscheidende Rolle beim Ernährungsverhalten. Viele Jahrhunderte später gewinnt genau das wieder an Bedeutung. Zwar füllen exotische Früchte und andere importierte Lebensmittel unsere Angebotsvielfalt, jedoch steigt das Bewusstsein für unsere Nahrungsmittel und ihre Herkunft.

Bitterpflanzen, Bitterstoffe, Naturheilkunde

Lust auf ein gesundes Gericht wie im Mittelalter? Dann probieren Sie doch mal unser leckeres Rezept „Frühlingstopf mit frischem Gemüse, Hirse und Kräutern“! Unser Tipp: Am besten schmeckt´s aus regionalem Gemüse!

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.